Carlos war über 4 Jahre lang einer meiner Yogaschüler in einem Gefängnis in der Nähe von Barcelona, wo ich seit mehreren Jahren Karma Yoga - als Freiwillige - gebe. Im Mai wurde er entlassen und ist nun zurück in seinem Heimatland. Vor ein paar Wochen hat er mir folgende Nachricht geschickt, um diese mit seinen Kollegen zu teilen und die ich mit seinem Einverständnis veröffentlichen darf:
"Mir geht es gut. Ich arbeite und praktiziere weiterhin Yoga und Meditation. Dank dessen konnte ich mich langsam hier anpassen.
Die fünf Jahre, die ich im Gefängnis saß, habe ich genutzt, um meine Fehler zu finden und zu berichtigen. Ich habe auch meine Tugenden gefunden, und sie gestärkt. Eines der Dinge die ich an diesem Ort gelernt habe, ist, dass wir alle – ganz unabhängig davon, wo wir uns befinden – in einem Gefängnis sind. Aber dieses Gefängnis ist PSYCHISCH. Und die Unterdrücker sind unsere schlechten Gewohnheiten und negativen Gefühle. Ihr seid am idealen Ort, um euch dessen bewusst zu werden und euch an die Arbeit zu machen. In der Bibliothek findet ihr Bücher, die euch helfen werden. Ihr habt sehr viel Glück, dass ihr Yoga habt. Nutzt es, denn draußen sind Yogastunden teuer und es ist schwierig, die Spiritualität zu finden, die es an diesem Ort gibt. Obwohl es die ein oder andere Schwierigkeit gab, war es mein absoluter Lieblingsort. Es war meine Festung, wo sich unsere Seelen vereint haben. Vielen Dank an Kati und alle Yogalehrer.”
Carlos Geschichte hat mich immer sehr inspiriert. Es zeigt die Macht des Yogas, um unser Leben zu transformieren und hat mich zu folgender Reflektion gebracht: Wir sitzen zwar nicht im Gefängnis, aber.....sind wir wirklich frei?
Unsere Innere Freiheit beginnt da, wo wir aufhören, uns darüber Gedanken zu machen, was andere über uns denken und unser Leben und unser Glücklichsein nicht von der Meinung oder Akzeptanz anderer abhängt.
Unsere Innere Freiheit beginnt, wenn wir den Mut haben, nach Innen zu schauen, uns zu zeigen, Masken abzunehmen, eine nach der anderen, Glaubenssätze und mentale Begrenzungen zu erkennen und umzukehren. Wenn wir auch einmal über unsere inneren Gespenster lachen können. Wenn wir endlich unsere Komfortzone verlassen, Ängste überwinden und in Mut und Selbstvertrauen verwandeln.
Unsere Innere Freiheit beginnt, wenn wir anfangen, uns selbst zu lieben, auf unser Herz hören und ihm folgen, auch wenn dieser Weg von dem abweicht, den die Gesellschaft, Freunde oder Familie von uns erwarten zu gehen. Die wirkliche Freiheit ist, DU selbst zu sein.
Unsere Innere Freiheit beginnt, wenn wir merken, dass wir nicht die Gedanken sind, die uns lenken und auch nicht die Wut, Traurigkeit und Einsamkeit sind, die wir spüren, sondern das Bewusstsein, das Zeuge all dieser Emotionen und Gedanken ist.
Wenn wir Verantwortung für unser Leben übernehmen, aus der Opferrolle kommen und Schicksalschläge und Herausforderungen als Trampolin des Wachstums sehen.
Wenn wir erkennen, dass die einzige Konstante die Veränderung ist, sie akzeptieren und ihre Schönheit erkennen.
Carlos hat mir gezeigt, dass man überall FREI sein kann, selbst wenn man in einem Gefängnis ist.
Yoga und Meditation ist der WEG zu dieser INNEREN FREIHEIT.
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